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Historische Gebäude

Gebaeude1585

Wesel im Jahr 1585

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Willibrordi-Dom

Willibrordi-Dom

"Die Baugeschichte dieses einzigartigen Gebäudes reflektiert mit Glanz und Elend die Entwicklungsphasen, Ereignisse und das Schicksal der Stadt Wesel.“

Prof. Wolfgang G. Deurer

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Johanniterkomturei

Johanniterkomturei

Henrik von Lone stiftet 1291 ein Hospital für Arme, Kranke und durchreisende Pilger. Es lag am späteren Kornmarkt, nur durch eine Straße vom Grafenhof getrennt, dem Mitte des 15. Jahrhunderts das Herzogenschloss folgte.
Anfangs haben wahrscheinlich noch die Schwestern des Franziskaner Ordens die Pflegedienste übernommen. Ab 1298 geht die Verwaltung des Hospitals dann an die Johanniter über. Diese verfügen schon seit den Kreuzzügen über ausgezeichnete Erfahrungen in der Krankenpflege. Um 1310 übernehmen sie auch die Gebäude der Franziskanerinnen. Zu dieser Zeit besteht ein Gasthaus mit einer kleinen Kapelle. Durch eine Öffnung in der Wand des Krankensaals können die Kranken in die Kapelle sehen und so am Gottesdienst teilnehmen. Zwei Priesterstellen gehören zur Stiftung. Eine Dritte kommt später dazu.

Johanniterkomturei Treppenturm
Treppenturm der Johanniterkomturei, Quelle: Stadtarchiv Wesel , Foto: Hilde Löhr, Wesel
Die St. Johanniskirche entsteht erst Anfang des 15. Jahrhunderts. In diese Zeit fällt auch der repräsentative Neubau der Komturei. Er enthält u.a. auch zwei übereinanderliegende Säle mit prächtiger Ausstattung, die in den Folgejahren auch gerne für weltliche Zwecke benutzt werden. So gastieren z.B. 1432 die Herzogin von Kleve und zwei Jahre später auch ihr Sohn hier in der Komturei. Durch diverse Zukäufe wächst der Besitz der Johanniter in Wesel. Das Gasthaus und die St. Johanniskirche gehörten allerdings nicht dazu.

Innenseite der Johanniterkommturei
Innenseite der Johanniterkomturei, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Zu Beginn der Reformation waren die Johanniter wohl der reichste Orden in Wesel. Seine Hochzeit hatte der Orden aber schon überschritten.
Seit 1571 übernimmt der ritterliche Teil des Johanniterordens die Leitung der Komturei. Gottesdienste, auch die für den Johanniterorden selbst, werden in der St. Johanniskirche nun von den Dominikanermönchen gegen Bezahlung gehalten. Die Ordensritter sind nur noch selten in der Weseler Komturei. Sie verpachten die Besitzungen.
Im Jahr 1806 erfolgt mit der Säkularisation, der Verweltlichung kirchlicher Güter, die Aufhebung der Weseler Johanniterkommende. Die Komturei dient dann später dem preußischen Militär als Magazin. Selbst die St. Johanniskirche wird zu diesem Zweck umgebaut und erweitert. Anfang des 20. Jahrhunderts ist die ehemalige Komturei stark heruntergekommen. Nach umfangreicher Instandsetzung dient sie seit den 1930er-Jahren noch mal als Altenstiftung. Im März 1945 fällt die Komturei einschließlich Kirche wie fast ganz Wesel den alliierten Luftangriffen zum Opfer.

Innenseite der Johanniterkommturei
Johanniter Lageplan, Quelle: Stadtarchiv Wesel
Innenseite der Johanniterkommturei
Nordansicht der Johanniterkomturei, Quelle: Stadtarchiv Wesel
Innenseite der Johanniterkommturei
Johanniterkirche, Quelle: Stadtarchiv Wesel
Innenseite der Johanniterkommturei
Komturei, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Herzogsschloss

Herzogenschloss

Im März 1945 erreicht der 2. Weltkrieg in Wesel seinen Höhepunkt. Die Stadt wird fast völlig zerstört. Unter den verbleibenden Ruinen ist auch das ehemalige Herzogenschloss. Hoch ragt das noch verbliebene Renaissance-Portal aus den Trümmern. Doch es wird später, 1955, dem Neubau des Bühnenhauses zum Opfer fallen. Für ca. 500 Jahre war das Herzogenschloss Teil des Stadtbildes. Zwischen 1417 und 1443, je nachdem, welche Quelle man heranzieht, wurde es erbaut. Herzog Adolf I. von Kleve lässt sich hier in Wesel ein imposantes Gebäude zu Wohn- und Repräsentationszwecken errichten. Eine befestigte Residenz, z.B. eine Burg, darf er hier in Wesel innerhalb der Stadtmauern nicht bauen. Dieses Privileg haben die Weseler ihren Landesherren schon im Jahr 1255 abgerungen. Ein eigener Zugang zur Stadt bleibt den Grafen und späteren Herzögen damit verwehrt. Auf dem Baugelände befand sich vorher schon der fränkische Reichshof, der um 800 n.Chr. zur Keimzelle der Stadt Wesel wurde. Aus ihm erwuchs später der sogenannte „Grevenhof“, der Grafenhof, übrigens seit dem 14. Jahrhundert der einzige gräfliche Besitz innerhalb der Stadtmauern. Dass er an einen Ritter Goswin van Lembeck verpfändet war, zeigt die wegen seiner eingeschränkten Nutzbarkeit geringe Bedeutung für die Grafen. Jetzt, am Anfang des 15. Jahrhunderts, entstand hier ein gotisches Haupthaus mit Nebengebäuden, in direkter Nachbarschaft zur Johanniter-Komturei an der Ritterstraße gelegen, gegenüber des heutigen Kornmarktes. Im Jahr 1633 erfolgt eine bauliche Erweiterung.

Herzogenschloss
Herzogschloss, Quelle: Stadtarchiv Wesel
Modell Herzogschloss
Modell Herzogschloss, Quelle: Dießenbacher Informatinsmedien

Hier im neuen Schloss wohnten Mitglieder der Herzogsfamilie, wenn sie in Wesel waren. Aber auch der Amtmann und der Richter nutzten es. Zudem wohnte der illegitime Nachwuchs der Herzöge zuweilen in den Gebäuden. Die kriegerischen Auseinandersetzungen im 17. Jahrhundert bringen fremde Besatzer in die Stadt, deren Kommandeure natürlich das Herzogenschloss jeweils zu ihrem Wohnsitz machen. Das Renaissance-Portal zum Innenhof und die Stuckdecken ließ übrigens einer dieser Besatzer errichten, der Kommandant der holländischen Truppen: Graf Johann Moritz von Nassau-Siegen. Ab 1649 bekam er das Schloss sogar vom brandenburgischen Kurfürsten als Lehen. In der Nachfolgezeit wohnten noch die Kurfürsten und Könige der brandenburgisch-preußischen Linie bei Ihren Besuchen in Wesel im Herzogenschloss. Im 19. Jahrhundert wird es schließlich zur Kommandantur der Festung Wesel. Seit den 1920er-Jahren im Besitz der Stadt Wesel, dient es in seinen letzten 20 Jahren bis zur Zerstörung neben der „Niederrheinischen Kunstschau“ noch als Heimatmuseum und Stadtbücherei.

Herzogenschloss
Herzogschloss - Strassenansicht, Quelle: Stadtarchiv Wesel
Herzogenschloss
Herzogschloss - Hofansicht, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Fraterhaus St. Martini

Der Fraterherrenkonvent

Fraterherrenkonvent

Es gibt sie wohl schon länger in Wesel. Aber erst seit 1436 sind die Fraterherren, eine lockere Gemeinschaft frommer Männer, im eigenen Bruderhaus ansässig. Es liegt gegenüber dem Augustinereremitenkloster in der Severinarstraße. Gefördert wurde die Gründung durch die Eheleute Wissinck. Unterstellt war das Weseler Fraterhaus allerdings der Münsteraner Gemeinschaft, die schon bei der Gründung tatkräftig Unterstützung leisteten. 1440 fällt die gesamte Bruderschaft der Pest zum Opfer. Von der Münsteraner Gemeinschaft aus wurde das Weseler Fraterhaus dann neu besetzt.
Ein Jahr später entstand auch die dem hl. Martinus geweihte Kapelle mit drei Altären. Nach der Reformation übernahmen die Fraterherren der Not folgend gemeinsam mit den Dominikanern die geistliche Betreuung der in Wesel verbliebenen Katholiken.1734 machte die durch Zuzug wachsende Zahl der Katholiken eine offizielle Teilung in 2 Pfarreien nötig.

Fraterherren Foto
Fraterherrenkonvent, im Vordergrund Herzogschloss, Quelle: Stadtarchiv Wesel?
Fraterherrenkonvent mit Turm
Fraterherrenkonvent mit Turm um 1770 Anmerkung : Neue Perspektive


1945 zeigt der 2. Weltkrieg auch hier seine zerstörerische Wirkung. Die heutige St. Martini-Pfarrkirche wurde nach dem Krieg 100 m entfernt aufgebaut.



Martini Innenhof
Martini - Innenhof, Quelle: Stadtarchiv Wesel
Martinikirche
Martinikirche, Quelle: Stadtarchiv Wesel
Eingang Martini, Zeichnung
Eingang Martini Zeichnung, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Haus Wylacken

Haus Wylack

Der Gutshof lag nördlich vor den Toren der Stadt und war umgeben von einem Wassergraben. 1325 wird er erstmals als Eigentum eines Sweder van Ringenberg erwähnt. Er hatte den Ritter Wicgerus de Moneminth mit diesem Gutshof belehnt.

Im Jahr 1341 verkauft Sweder van Ringenburg den Hof Wylacken an die Weseler Bürger Henricus Santreil de Brabant und Godefridus de Domo Lapidea. Adolf von Wylacken wird dann um 1350 als Eigentümer genannt. Er ist mit den beiden Weseler Bürgern, die Haus Wylacken gekauft haben, verwand. 1587 erhält der Landvermesser Heinrich von Sinsheim vom Weseler Magistrat den Auftrag, die Feldmark Wesel und bestimmte Bereiche der Stadt zu vermessen.

Haus Wylacken und die dazugehörigen Ländereien sind Teil der Vermessung. Die sehr exakten geometrischen Zeichnungen geben uns heute ein Bild, wie der Hof Wylacken ausgesehen hat. Leider bedeutet der Grund dieser Vermessungsarbeit auch das Ende vom Gut. Wesel wird zu dieser Zeit von den Spaniern belagert. Das Umfeld der Stadt bietet dabei den Angreifern sehr gute Möglichkeiten, um sich zu verschanzen. Es soll nun eingeebnet werden. So wurde Hof Wylacken, genauso wie das Prämonstratenserinnenkloster in Oberndorf im Süden der Stadt, samt den dazugehörigen Vororten von den Weselern selbst geplündert und zerstört. 1590 folgt auch das Kartäuserkloster auf der Gravinsel diesem Schicksal.

Wylack Grundriss
Grundriss des Haus Wylack, Quelle: Stadtarchiv Wesel, Foto: Matthias Roesgen, Wesel
Aufriss des Haus Wylack
Aufriss des Haus Wylack, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Augustinerkloster

Augustinerkloster

Alles begann mit einem großen unbebauten Grundstück an der Torfstraße in Wesel. Das machte der Burggraf von Wylacken, Appollonius Sanctreil, am 16. Juni 1325 den Augustinereremiten von Marienthal zum Geschenk. Ein Schlafsaal, ein sogenanntes Dormitorium, sollte dort wahrscheinlich als Ergänzung zu einer Terminei für die Bettelmönche entstehen. Termineien waren keine Klöster, sondern die Sammel- und Anlaufstellen für Almosen und Spenden. So auch hier in Wesel bei den Augustinern. Erst am 20. Mai 1353, nachdem weitere Schenkungen den Besitz vergrößern, wird die Terminei zum selbstständigen Kloster erhoben. Im selben Jahr bekommt das Kloster, für einen Bettelorden eher ungewöhnlich, eine Kirche. Anfänglich zwischen der Torfstraße, damals hieß sie bezeichnenderweise Augustinerstraße, und der Ritterstraße gelegen, wuchs der Klosterbereich durch Grundstückszukäufe im 15. Jahrhundert bis zur Bierbrauerstraße.
Eine schon 1370 von der Stadt neu angelegte Straße an der Westseite trug zudem dazu bei, dass es keine direkten Nachbarn mehr gab. Die Klosteranlage wurde weiter aus- und umgebaut. Ein noch vorhandenes Kopiar aus dem 16. Jahrhundert, eine Abschriftensammlung der Verwaltung, belegt dem Kloster zudem reiche Besitztümer u.a. in der Grafschaft Kleve, im Münsterland oder im Herzogtum Geldern.

Augustinerkloster
Augustinerkloster 1922, Quelle: Stadtarchiv Wesel, Foto: Ernst Maritzen, Brünen


Am 31. Oktober 1517 schlägt der Augustinermönch Martin Luther seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche im weit entfernten Wittenberg. Die Reformation nimmt damit ihren Anfang. Ein paar Jahre später auch in Wesel. Die Mehrheit der Augustinermönche wurde zu Anhängern der neuen lutherischen Lehre. 1540 wird die ganze Stadt protestantisch. Für das Augustinerkloster der Anfang vom Ende. Ihre Gemeinschaft zerfällt. Im ausgehenden 16. Jahrhundert noch Flüchtlingen aus England als Gotteshaus dienend, wird der Konvent 1629 beim Einzug der Niederländer aufgelöst. Die Kirche wird in den nächsten Jahrhunderten zum Gewehrlager, Schauspielhaus, Lazarett und schließlich zum Kornmagazin der Garnisonsmühle. Andere Gebäude dienten nur noch zu Wohnzwecken. Selbst der Straßenname verschwand mit den Augustinern. Im Februar 1945 setzt dann die Bombardierung Wesels durch die Alliierten, dem auch die Gebäude des ehemaligen Klosters zum Opfer fallen, den endgültigen Schlusspunkt.

Historisches Rathaus

Rathaus

Wenn man in Wesel vom historischen Rathaus spricht, ist meist das Gebäude am Großen Markt mit der herrlichen spätgotischen Fassade gemeint. Was wir allerdings heute sehen, ist eine Rekonstruktion aus den 2000er-Jahren. Das Original wurde, wie die meisten Bauten, beim verheerenden Luftangriff der Alliierten 1945 zerstört.

Seit 1386 befand sich auf dem Großen Markt ein Fleischhaus, über dem man 1390 ein erstes Rathaus erbaute. Bereits 65 Jahre später, im Jahr 1455 wurde es, womöglich um den Markt zu vergrößern, wieder abgerissen. Fleischhaus und Rathaus fanden nun in der südlichen Häuserzeile des Großen Marktes ihren neuen Platz. Dabei benutze man auch das Baumaterial vom Abriss des alten Rathauses, was bei späteren Ausgrabungen dann zu Irritationen bei der Datierung führte. Baumeister war Wilhelm Reigervüert.

Dr. Roelen zum historischen Rathaus
Das neue Rathaus erhielt eine  imposante fünfachsige Fassade. Bis zum Jahr 1500 kam ein Anbau mit separaten Treppenaufgang zum Ratssaal mit Türmchen dazu. Die heute bekannte Turmhaube erhielt sie erst später, als nach einem Sturm ein neues Turmdach notwendig war. In der Fassade waren insgesamt sieben Steinfiguren integriert, die ursprünglich Heilige darstellten: St. Maria, St. Antonius, St. Christopherus, St. Willibrord sowie die Heiligen Drei Könige. Sie wurden allerdings, mit Ausnahme von St. Willibrord, im 19. Jahrhundert durch Figuren weltlicher Fürsten der Häuser Kleve und Brandenburg und deutscher Kaiser ersetzt. Auch die Innenausstattung war prächtig und diente nicht selten dem Herzog und seiner Gefolgschaft für ausschweifende Feste.



1698 folgte die Freitreppe und 1740 das neue Portal. Im 19. Jahrhundert wich das Fleischhaus den Räumen der Polizei, die jetzt ihren Sitz im Rathaus hatten. Ende der 1930er-Jahre dient das Rathaus als Zentrale des Luftschutzleiters. Unterirdische Rettungswege zum Marienhospital und zum Städtischen Krankenhaus und weiter bis zur Esplanade wurden eingebaut. Am 24. Februar 1945 wird das Rathaus beim Luftangriff vollständig zerstört. Heute sehen wir eine Rekonstruktion der Fassade, die auf Initiative der BÜRGERSTIFTUNG HISTORISCHES RATHAUS WESEL entstanden ist.











Kaisersaal
Kaisersaal,
Quelle: Stadtarchiv Wesel
Bürgermeisterzimmer
Bürgermeisterzimmer,
Quelle: Stadtarchiv Wesel
Rathaus
Rathaus,
Quelle: Stadtarchiv Wesel
Treppenhaus
Rathaus Treppenhaus,
Quelle: Stadtarchiv Wesel

Dominikanerkloster

Das Dominikanerkloster in der Brüderstraße

Dominikanerkloster

Es war das erste Kloster innerhalb der Stadtmauern Wesels und sogar das erste des Bettelordens der Dominikaner in der Grafschaft Kleve, als 1291 die Stiftung erfolgte. Graf Dietrich VIII. von Kleve wollte, natürlich im Einvernehmen mit den Bürgern Wesels, die Abhaltung von Gottesdiensten und Predigten sicherstellen. Der Orden bekam dazu auch gleich ein Grundstück in der Brüderstraße. Zahlreiche Schenkungen der Bevölkerung machten es dann auch möglich, 5 Jahre später die erste Klosterkirche St. Maria zu bauen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts erstreckte sich der mittlerweile durch Stiftungen groß gewordene Klosterbereich zwischen der Feld-, Antoni-, Sand-, und Brüderstraße. 1354 durch Brand zerstört, wurde das Kirchengebäude rasch wieder aufgebaut.

Auch die Beziehung zum Weseler Magistrat, der Verwaltung, war zumindest bis zur Reformation gut. So wurde z.B. die Lade mit den städtischen Privilegien in der Stadtkirche aufbewahrt. Man vertraute sich. 1407 wurde dann sogar der Prior der Klosterbrüder, Heinrich von Essen, vom Magistrat zur Hanseversammlung in Lübeck geschickt, um für eine Aufnahme der Stadt Wesel in die Hanse zu werben. Mit Erfolg. Wesel wurde Hansestadt. Brüder des Ordens machten aber auch Botengänge für die Stadt und übernahmen die Feld-, und Militärseelsorge. Nach der Reformation fällt Ihnen, gemeinsam mit den Fraterherren, die Betreuung der verbliebenen Katholiken in der Stadt zu.

Mit der Säkularisation, der Verstaatlichung von Kirchengütern unter der französischen Herrschaft, wird 1807 das Kloster aufgelöst. Mehr als weitere 100 Jahre dient das Kirchengebäude aber noch als Garnisonskirche. 1908 entsteht hier die neue St. Mariä-Himmelfahrtkirche. Übergeblieben sind auch 80 Handschriften und über 150 Inkunabeln, gedruckte Werke aus der Anfangszeit der Druckkunst. Sie bilden heute den Grundstock der Walberberger Dominikanerbibliothek.

Mathenakirche

Mathenakirche

Im 15. Jahrhundert wird die ummauerte Altstadt zu klein für die stetig wachsende Bevölkerung von Wesel. Man weicht auf die Mathena-Vorstadt aus. Sie erhält eine eigene Ummauerung. Nur eine kleine, dem heiligen Nikolaus und Antonius geweihte Kapelle gibt es hier seit 1352. Sie wird nun im Jahr 1429 Pfarrkirche des neuen Kirchspiels, dem zweiten Kirchenbezirk von Wesel. Im selben Jahr beginnt man mit dem Bau einer neuen größeren Kirche. An ihr, der dreischiffigen Mathenakirche, wird man Jahrzehnte bauen.

1474 ist der Turm bis zur Balustrade fertig. Die Turmhalle findet man auch spiegelbildlich an der Salvatorkirche in Duisburg und dem Willibrordi-Dom. Für den Chorraum braucht man allerdings weitere 34 Jahre. Den extrem schlanken Turmhelm der Kirche wird man in den Jahren 1712 und 1882 erneuern.

Mathenakirche
Die Mathenakirche 1926,
Quelle: Stadtarchiv Wesel
Modell Herzogschloss
Innenansicht der Mathenakirche aus dem Jahre 1938, Quelle: Stadtarchiv Wesel, Foto: Ernst Maritzen, Brünen


Nach Einzug der Reformation um 1520 in Wesel wird die Mathenakirche zur evangelischen Pfarrkirche. Zeitweise ist sie, wie kann es in einer militärisch dominierten Stadt auch anders sein, Garnisonskirche. Aber auch vor ihr, einem Beispiel klevischer Gotik, macht der 2. Weltkrieg nicht halt. Sie wird beim großen Bombenangriff im Februar 1945 so schwer beschädigt, dass man sich gegen einen Wiederaufbau entscheidet. Zumal kein Bedarf mehr an einer zweiten großen Innenstadtkirche bestand. So wurden ihre baulichen Reste samt den Grabüberresten entfernt. Nach dem Wiederaufbau der Stadt Wesel entstand an dieser Stelle das erste Rathaus nach dem Krieg. Mit dem Neubau des „Stadtcentrums“ am Kornmarkt, verschwand auch das „Nachkriegsrathaus“ wieder. Es machte Platz für das Geschäftsgebäude des heutigen Kaufhofes.

Hohes Kloster

Das Prämonstratenserinnenkloster St. Marien zu Oberndorf

Hohes Kloster

Anfang des 12. Jahrhunderts breitet sich der Orden der Prämonstratenser auch in Deutschland aus. 1122 wird das erste Kloster in Cappenberg, der heutigen Stadt Selm, auf dem Stammsitz der Grafen von Cappenberg gegründet. Die Grafen und ihre Familie sind in diesen jungen Orden eingetreten und haben ihren gesamten Besitz gestiftet. Dazu gehört auch ein Hof südlich der zukünftigen Stadt Wesel. Um diesen besser bewirtschaften zu können, lassen sich auch hier Mitglieder des Prämonstratenserordens nieder. Um 1125 entsteht ein Doppelkonvent, also ein Kloster für Mönche und Nonnen. Doch die Mönche dürfen nicht lange bleiben. Das 2. Laterankonzil im Jahr 1139, eine der kirchlichen Versammlungen der Bischöfe und des Papstes in Rom, untersagt den Mönchen und Nonnen das gemeinsame Chorgebet. Das gilt auch für den Weseler Doppelkonvent. Die Mönche kehren zurück in das Hauptkloster in Cappenberg. Die verbleibenden Prämonstratenserinnen bekommen 1155 eine Kapelle gestiftet. 1181 erfolgt die Einweihung einer Stiftskirche. Wie diese in etwa ausgesehen hat, wissen wir von der Weseler Nonne Gerbergis. Von ihr stammt eine Handzeichnung. Sie zeigt einen dreischiffigen, romanischen Kirchenbau mit zwei hohen schlanken Türmen.
400 Jahre später ist die Klosteranlage auch auf dem sogenannten Hammelmannplan zu sehen. Anders als die später gegründeten Klöster der Dominikaner oder der Augustiner liegt das Prämonstratenserkloster vor den Mauern der Stadt im Vorort Oberndorf. Und genau diese Lage erweist sich um 1587 für die Weseler als äußerst ungünstig. Die Spanier nutzen bei ihrem Angriff auf die Stadt das Kloster und seine Mauern als Deckung. Nach ihrem vandalierenden Abzug hinterlassen sie ein zerstörtes Oberndorf. Das Kloster ist eins der wenigen unbeschädigten Gebäude, ein Grund mehr für die Weseler, das ungeliebte Kloster zu demolieren. Mauern wurden eingerissen und Einrichtungen zerstört und die Kirche gebrandschatzt. Schließlich legte man die gesamte Vorstadt, oder das, was von ihr noch vorhanden war, nieder. Der eigentliche Untergang begann aber schon früher. Seit dem Jahr 1517 breitet sich im ganzen Land der Reformationsgedanke Martin Luthers aus. Zu Ostern 1540 wird auch Wesel protestantisch. Das katholische Kloster zu Oberndorf hat zu dieser Zeit noch das Patronatsrecht und damit viel Einfluss über die beiden Weseler Pfarrkirchen Mathena und Willibrordi. Erst nach längeren Streitigkeiten wird man 1557 dieses Recht, gegen Bezahlung, an den Herzog abtreten. Nach der Niederlegung des Klosters 1587 finden die Nonnen des Prämonstratenserordens im ehemaligen Augustinerkloster noch einmal eine neue Unterkunft. Im Jahr 1626 erfolgt schließlich die Aufhebung des Konvents.

Jöckern-Haus

Jöckernhaus im 16. Jahrhundert
Jöckern-Haus im 16. Jahrhundert, Quelle: Dießenbacher Informationsmedien

Er ist ein bedeutender Weseler Bürger: Derick van Joeckeren, langjähriges Mitglied des Rates und Schöffe. Als Kaufmann ist er erfolgreich und vermögend. Das spiegelt sich auch in dem Haus wieder, welches er sich bauen lässt und das seinen Namen tragen wird. Das Jöckern – Haus. Von der Größe vergleichbar mit dem Herzogenschloss ist besonders die Lage hervorzuheben. Obwohl in der Altstadt noch bebaubares Land vorhanden ist, wählt er ein Baugrundstück vor der Stadtmauer, in unmittelbarer Nähe des Kreuztores. Im Norden eingegrenzt von der Südmauer der Mathenavorstadt, im Osten durch das Kreuztor und im Westen durch die Wallanlage der Altstadt, muss Derick van Joeckeren zum Schutz der Südseite seines Grundstückes eine Mauer mit Schießscharten auf eigene Kosten bauen lassen. So will es der Weseler Rat. Man befürchtet ansonsten eine Schwächung der Befestigungsanlage. An der Südseite stehen aber auch seine Gebäude, die ebenfalls mit Schießscharten ausgestattet werden. Im Jahr 1550 ist Baubeginn. Ein Haupthaus mit Treppenturm, in Wesel zu dieser Zeit nur am Rathaus zu sehen, ein Stall und später auch eine Scheune. Das Haupthaus sticht durch seine Größe und imposante Fassadengestaltung auf historischen Stadtansichten deutlich hervor. Erschlossen wird die Hofanlage durch einen Eingang in der östlichen Begrenzungsmauer beim Kreuztor. Beim späteren Ausbau des Kreuztores zur Doppeltoranlage fällt dieser Bereich allerdings in den Zwinger, also in den Innenraum der Anlage. Bei geschlossenen Stadttoren ist dann auch der Zugang zum Jöckern - Haus nicht mehr möglich. Derick van Joeckeren lässt daraufhin ein eigenes, ein „privates“ Tor in die Stadtmauer brechen, was ihm anfangs auch auf Widerruf gestattet wird.

Jöckernhaus um 1770
Jöckern-Haus um 1770, Quelle: Dießenbacher Informationsmedien
In den folgenden kriegerischen Zeiten ist diese Lösung für die Stadtverantwortlichen aber kein akzeptabler Zustand mehr. Die Tür wird zugemauert. Gertrud Hoet, Schwiegertochter von Derick van Jöckeren wird bis 1596 mit städtischen Beamten darüber im Streit liegen. Mehrfach bricht sie die zugemauerte Tür wieder auf oder behindert Beamte. In den folgenden Jahrzehnten wechseln mehrfach die Eigentümer. Um 1700 erhält das Jöckern - Haus noch einen großen Anbau. 76 Jahre später geht es an die klevisch-märkischen Landstände. Das Wohnhaus wird zur Zucht- und Verbesserungsanstalt umgebaut. Die prächtige lnnenausstattung wird entfernt, die großen Räume in kleine Zellen aufgeteilt. 1806 erwirbt das preußische Militär den Gebäudekomplex. Von da an dient das Jöckern - Haus als Lazarett. Der Abriss des einstmals imposanten „Palastes“, der für mehr als 300 Jahre die Stadtansicht von Wesel mitgeprägt hat, erfolgt im Jahr 1892.
Jöckernhaus, Auschnitt aus Stadtansicht
Das Jöckernhaus. Ausschnitt aus einer Stadtansicht, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Franziskanerinnenkloster

Franziskannerinnenkloster

Der Frauenkonvent wurde 1291 gestiftet. 1310 beziehen sie 2 ½ Häuser im Bereich des heutigen Kornmarktes. Der Wese­ler Magistrat beschränkte allerdings die Konventstärke aus wirtschaftlichen Gründen auf 40 Frauen, um sicherzustellen, dass sich der Konvent aus vorhandenen Mitteln selbst versorgen kann. Kapelle und Altar werden 1448 geweiht.

Bereits 1560 müssen die Ordensschwestern dann allerdings zum ersten Mal Teile ihres Klosterbereichs abtreten. Der Platz wird für den Schweine- und Ochsenmarkt gebraucht. Er wird später zum Kornmarkt. Und es kommt noch schlimmer. Im Jahr 1646 wird auch das Kloster samt Kapelle abgerissen. Es muss für den repräsentativen Platz vor dem Herzogenschloss weichen. Den Platz gibt es auch heute noch. Und er heißt noch immer Kornmarkt.

Mariengarten

Mariengarten

Im 13. Jahrhundert schließen sich immer mehr religiöse Frauen, sogenannte Beguinen, ohne Ablegung eines Ordensgelübtes zusammen, um ein geistliches Leben außerhalb von Klostermauern zu führen. So wurde 1309 eine Stiftung in der Sandstraße gegründet. In der Brüderstraße, gegenüber des Dominikanerklosters, entstand der „Alte Konvent“. Daneben befand sich das Beguinenhaus „Im Tempel“.

Das größte Schwesternhaus war der sogenannte „Mariengarten“, der, wie auch die Fratergemeinschaft St. Martin in Wesel, auf die „Devotio Moderna“ zurückgeht. Die „Devotio Moderna“ stellte eine neue, zeitgemäßere Glaubensauffassung dar, die der Verweltlichung des Lebens entgegenwirken wollte. Im Jahr 1427 übergab das Schwesternpaar Geseken und Stijnken Drake ihre Häuser an der Magermannstraße dem Weseler Magistrat, um eine solche Glaubensgemeinschaft zu gründen. Zwei Jahre später waren diese Gebäude im Altstadtbereich für die schnell wachsende Gemeinschaft aber schon zu klein. Der Konvent bezog andere Gebäude in einer Straße der Vorstadt Mathena. Später wurde diese Straße in „Lange Beguinenstraße“ umbenannt. Und so heißt sie heute noch. Schenkungen und Stiftungen wie Güter, Renten oder auch Kirchenschmuck, meist von Verwandten der Beguinen, führten schnell zu einem ansehnlichen Besitz. Die Verwaltung und Führung des Schwesternhauses inklusive der reichhaltigen Besitztümer sowie die geistliche und seelsorgerische Betreuung der Schwestern wurde von den Fraterherren geleistet. So wurde dann auch 1450 eine kleine Kapelle erbaut, in der allerdings keine öffentlich zugänglichen Gottesdienste abgehalten werden durften.

Schon seit der Gründung wurde der Mariengarten von Herzog Adolf I. sowie von Heinrich von Ahaus wohlwollend begleitet. Aber auch der Weseler Magistrat unterstützte und beeinflusste den Konvent. War dieser Einfluss anfangs von großem Nutzen, so steht er auch für den Untergang des Mariengartens. Ab Anfang des 16. Jahrhunderts weitet sich der Reformationsgedanke des Mönchs Martin Luther über Europa aus. Er erreicht auch die Stadt Wesel, die Ostern 1540 zum reformierten Glauben übertritt. Gravierende Änderungen treten in Kraft. Die Konvente müssen nun auch evangelische Frauen aufnehmen. Auf das geistliche Leben hat das Nebeneinander dieser beiden Glaubensrichtungen enorme Auswirkungen. Im 16. Jahrhundert wird jede Neuaufnahme von Novizinnen vom Magistrat untersagt, was zum Aussterben der Konvente führt. Besitz und Vermögen gehen an die Stadt Wesel. Die Gebäude des Mariengartens werden 1598 erst dem Waisenhaus und 1622 schließlich dem Gymnasium übertragen. Die Kapelle wird 1774 abgerissen. Das Gymnasium, das Hauptgebäude des Mariengartens, steht noch bis 1912. Dann fällt es dem Abriss anheim.

Altes Gymnasium vor 1869
Altes Gymnasium vor 1869, Quelle: Stadtarchiv Wesel