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Fort Fusternberg und Engelkirche

Friedhelm Pürzer schrieb in der Festschrift "175 Jahre Schützenverein Wesel Fusternberg" den vorliegenden Beitrag.

Kath. Friedenskirche „Zu den heiligen Engeln“ erbaut auf dem Reduit
des ehemaligen Fort Fusternberg

Das wohl beeindruckenste Bauwerk auf dem Fusternberg ist die an der Fusternberger Straße gelegene Friedenskirche „Zu den Heiligen Engeln“. Die Kirche steht auf Resten des ehemaligen Fort Fusternberg.


Das Fort Fusternberg wurde zwischen 1850 und 1856 erbaut. Es diente der Festung Wesel als eigenständiges vorgeschobenes Fort zum Schutz der Eisenbahnlinien Wesel-Münster und des Bahnhofs Wesel aus östlicher Richtung. Das Fort hatte eine Fläche von ca. 5 ha und war in Form eines Dreiecks mit zwei Schultercaponnieren, in der Spitze des Hauptgrabens mit einem halbrunden Blockhaus und in der Kehle mit einem Reduit errichtet worden.
Als Caponniere bezeichnet man im Festungsbau einen festgedeckten oder massiv gemauerten Gang, aus dem die Verteidiger mit Gewehren oder sogar mit Geschützen Angreifer im Befestigungsgraben beschießen konnten.
Ein Reduit ist ein verstärkter Verteidigungsbau, der zum Rückzug der Besatzung diente. Reduite gehörten zu den stärksten Festungsanlagen und sollten eine hartnäckige Verteidigung gewährleisten. Das Reduit ist dreigeschossig. Seine Wände, Bögen und Pfeiler sind aus Ziegelsteinen gemauert. Im obersten Geschoss, ist die heutige Krypta der Friedenskirche. Das komplette Reduit ist noch begehbar und kann nach Voranmeldung besichtigt werden.

Die Stadt Wesel kaufte das Fort Fusternberg für 69.000 Mark und übernahm das Gelände 1908. Mit dem Abbruch des Forts wurde bereits 1915 begonnen. Der endgültige Abbruch erfolgte jedoch erst ab 1922. Die Gräben wurden verfüllt, das Gelände eingeebnet und als Bauland verkauft. Von diesem Fort sind das Reduit und die linke Schultercaponniere erhalten geblieben.

Nach dem zweiten Weltkrieg waren auch die Gotteshäuser in Wesel zerstört und die Weseler Gemeinden suchten nach geeigneten Räumlichkeiten um Gottesdienste abzuhalten. Die Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt fand im Obergeschoss des Reduits einen geeigneten Raum um eine Notkirche einzurichten. Die Zweckentfremdung des Reduits war keine Lösung auf Dauer, zumal der Raum mit der Zeit zu klein wurde. So war der Wunsch groß einen eigenen Kirchenneubau zu erhalten. Die Kirchengemeinde erwarb das Grundstück des ehemaligen Forts von der Stadt Wesel und konnte mit der Planung für eine Kirche beginnen.

Das Reduit als Notkirche nach dem zweiten Weltkrieg

Ein Architektenwettbewerb für den Neubau der Kirche wurde ausgeschrieben. Der Entwurf des Kölner Architekten Hans Schilling sah einen Neubau auf dem Reduit des ehemaligen Fort Fusternberg vor, indem er die Grundrissform des Reduits übernahm. Bei einer Überplanung des Reduits bestand seitens der Denkmalbehörde und des Landeskonservators die Auflage, dass die ursprüngliche Form des Reduits nicht verändert werden durfte. Die Außenwände des aufstehenden Kirchenschiffs ist bündig mit dem Außenmauern des Reduits errichtet worden. Das vorspringende ehemalige Magazin des Reduits wurde zusammen mit dem Kirchenschiff aufgemauert. In diesem Teil befinden sich verschiedenen Räumlichkeiten wie zum Beispiel die Sakristei und auf Straßenniveau der Eingang zur Krypta. Unter dem Dach ist die Glockenkammer in dem sich die Glocken der Kirche befinden. Das Dach des Kirchenschiffs, eine Stahlbetonkonstruktion mit Unterzügen, erstreckt sich frei gespannt über den gesamten Kirchenraum, der hallenartig das gesamte Reduit überdeckt.

Die Kirche wurde in den Jahren 1956 bis 1958 erbaut und am 2. Februar 1958 wurde sie als Friedenskirche „Zu den heiligen Engeln“ geweiht.

Friedhelm Pürzer