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Katharina von Kleve

Ein Stundenbuch erinnert an die Herzogin und ihre letzte Ruhestätte in Wesel

Günter Warthuysen schrieb in der Mitteilung 131 vom Januar 2010 der Historischen Vereinigung Wesel e.V. diesen Aufsatz über das Stundenbuch.

"Aus dem Stundenbuch der Katharina von Kleve. Katharina kniet vor
der Madonna mit dem Kind.“

In einer viel beachteten Ausstellung des Museums „Het Valkshof“ in Nimwegen sind bis zum 3. Januar 2010 mehr als 100 Originalseiten des äußerst prachtvollen Stundenbuches der Katharina von Kleve zu sehen. Das Museum hat das Angebot der Morgan Library, New York wahrgenommen, das zur wissenschaftlichen Auswertung vorübergehend auseinander genommene Buch den Besuchern eindrucksvoll präsentieren zu können.

Der anonyme Künstler mit dem Notnamen Meister der Katharina von Kleve schuf um 1440 mit diesem farbenprächtigen Stundenbuch eine der bedeutendsten Handschriften des niederländischen Raumes mit außergewöhnlichen Einblicken in die Glaubens- und Alltagswelt des ausgehenden Mittelalters. Wer war diese Frau, die auf Grund ihres Reichtums ein derart kostspieliges Werk in Auftrag geben konnte?

Katharina von Kleve wurde 1417 als Tochter Herzog Adolfs I. von Kleve und Maria von Burgund geboren. Durch die verwandtschaftlichen Beziehungen ihrer Mutter lernte sie früh den Glanz und die großzügige Lebensweise des burgundischen Hofes kennen und schätzen. Im Alter von erst 13 Jahren heiratete sie 1430 Arnold von Egmond, Herzog von Geldern (1410-1473). Harmonie und gemeinsame Interessen auf kulturellem Gebiet wurden später überschattet von dem unerbittlichen Machtkampf zwischen Vater und Sohn. Katharina ergriff Partei für ihren Sohn und entfremdete sich damit zunehmend ihrem Gatten. Sie starb 1476 auf ihrem Witwensitz Schloss Lobith und fand ihre (vorläufig) letzte Ruhestätte in der elterlichen Grabstätte des Kartäuserklosters Regina coeli auf der Gravinsel bei Wesel.

Nach Vernichtung des Klosters in den spanisch-niederländischen Wirren des Achtzigjährigen Krieges wurden1590 unter reger Beteiligung der Bürgerschaft die sterblichen Überreste der herzoglichen Familienmitglieder in die Weseler Dominikanerkirche an der Brüderstraße überführt. In der Krypta der Mariä-Himmelfahrt-Kirche wird der interessierte Besucher durch eine Gedenktafel aus behauenem Stein auf dieses Ereignis hingewiesen. Aus dem Lateinischen übersetzt lautet die Inschrift:

„Am 28. Oktober 1590 wurden aus der Kartause auf der Insel Regina coeli in dieses Grab übertragen Seine Durchlaucht Adolph, erster Herzog von Kleve, seine Gemahlin Maria von Burgund, ihre Tochter Katharina, Katharina, die Schwester Adolphs und Maria, die Mutter des Fürsten Wilhelm.

Psalm 24: Ihre Seelen werden wohnen im Glück, ihre Kinder werden das Land besitzen.“

Die schlichte Grabplatte erinnert bis heute eindrucksvoll an das Ereignis, das im Oktober 1590 der Weseler Bevölkerung im Schutz ihrer Stadtmauern die Schrecken des Krieges nahe brachte und in besonderer Weise deutlich machte, dass das Land am Niederrhein längst zum Spielball fremder Mächte geworden war.

Günter Warthuysen,  Januar 2010