Scrollpfeil

17. - 19. Jahrhundert n. Chr.

Dr. Veltzke zum Berliner Tor und zur Rolle der Festung Wesel in Preußen.

Die fortgeschrittene Waf­fentechnik erforderte in den letzten 200 Jahren den Um- und Neubau der Stadt zur Festung. Dabei haben sich die verschiedensten Besatzer alle paar Jahrzehnte abgelöst.

Unter der spanischen Herrschaft in den Jahren 1614 - 1629 geht in Wesel die Zeit des mittelalterlichen Stadtbefestigungsbau zu Ende. Vorgelagerte starke Wallanlagen mit modernen Bastionen entstehen. Mit den Niederländer verschwinden von 1629 -1672 dann auch die letzten mittelalterliche Bollwerke. Von 1672 - 1679 sind die Franzosen zum ersten mal die Herren der Stadt. Enorme Veränderungen werden vorgenommen. U. a. entsteht ein geschlossener zweiter Verteidigungsring, der die Stadt lückenlos umschließt.

Nach den Franzosen kommen die Preußen. Die neuzeitliche Festung unter dem Großen Kurfürsten entsteht. 1687 ergeht der Befehl zum Bau der Zitadelle. Die Festungswerke nehmen nun den fünffachen Raum der Stadt ein. Eine Ausdehnung und Entwicklung der Stadt ist für längere Zeit nicht möglich, was sich wirtschaftlich negativ für die Stadt auswirken wird. 1730 wird die Festung dann auch Schauplatz eines Teiles des Vater-Sohn-Konfliktes zwischen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II.

Friedrich II. (Preußen),
Quelle: wikipedia.org
 

Friedrich der Große lässt 1740 alle Arbeiten an preußischen Festungen einstellen, auch in Wesel. Im siebenjährigen Krieg fällt die Festung an die Franzosen und Österreicher. 1763, nach dem Frieden von Hubertusburg, kommt die Festung wieder in preußischen Besitz. Mit ihrer Größe benötigt die Festung aber eine zu große Besatzung. Friedrich II. lässt die Festungsanlagen deshalb reduzieren. Sie erreicht im wesentlichen wieder den Umfang wie zu Beginn des Jahrhunderts. Bastionen und Befestigungsringe bestimmen dennoch die Stadt­silhouette, umschnüren die Stadt. Das Umland darf nicht mehr bebaut werden. Die Folge: die weitere Entwicklung Wesels stagnierte.

Napoleon Bonaparte,
Quelle: wikipedia.org

Anfang des 19. Jahrhundert beherrscht Napoleon Europa. Die Festungsanlage dient ihm als Brückenkopf zur Absicherung des französischen Kaiserreichs nach Nord-Ost. Die Anlage wird mit vorgeschobenen Werken weiter verstärkt. In diese Zeit fällt auch die Erschießung der 11 Schillschen Offiziere, denen man hier in Wesel den Prozess gemacht hatte.

Mit der „Citadelle Bonaparte“ wird auf der Insel im Büdericher Kanal eine neue Festungsanlage gebaut. Ein weiterer Bau mit vier Bastionen, die „Citadelle Napoleon“ erfolgt auf dem Gebiet der damaligen Stadt Büderich, die zu diesem Zweck niedergelegt und weiter westlich wieder neu errichtet wird. Das vierteilige Festungssystem besteht nun aus Stadtbefestigung, Zitadelle, Zitadelle Bonaparte und Zitadelle Napoleon. Kernstück wird die Zitadelle Bonaparte. Nach der Niederlage Napoleon und der Franzosen 1814 wird Wesel mal wieder preußisch. Die Anlage wird an die neuen waffentechnischen Entwicklungen angepasst. So werden vorgeschobene Außenforts errichtet. Sie dienen der Sicherung der Eisenbahnlinien. Durch den Ausbau des Bahnnetz erhält Wesel wieder eine vorübergehende Bedeutung als Garnison und Militärdepot. In Wesel finden wir immer mehr Kasernen, Depots und Garnisonsverwaltung. So dient die ehemalige Klosterkirche der Augustiner schon seit Jahrzehnten als Gewehrlager, Lazarett und Kornmagazin.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verliert die Festung Wesel aber immer weiter an strategischer Bedeutung. Auf Beschluss der Reichsregierung in Berlin beginnt der Rückbau des Befestigungsringes.