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20. Jahrhundert

Anfang des 20. Jahrhunderts kommt die Elektrizität auch in Wesel an. 1911 baut die „Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerks AG“ ihr erstes Kraftwerk und versorgt damit den ganzen Niederrhein mit Strom. Drei Jahre später überschattet der 1. Weltkrieg ganz Europa. Als Garnisonsstadt ist Wesel militärischer Sammelpunkt für die Westfront. Der Krieg geht für Deutschland verloren.

WEseler Festung 1920, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Ab 1920 werden die letzten Festungsreste laut Versailler Vertrag gesprengt. Als einzige Zeugen aus dieser Zeit bleiben zwei Tore übrig: das Haupttor der ehemaligen Zitadelle und das Berliner Tor im Westen der Stadt. In diese Zeit fällt auch die Bebauung des Glacis , der Ringstraßen. Die allgemein schlechte wirtschaftliche Lage geht auch an Wesel nicht vorbei. Der Wirtschaftsfaktor Garnison entfällt.

Im Jahr 1926 erscheint die NSDAP auf der politischen Bühne in Wesel. Der erste Ortsverein wird gegründet. Die sogenannte „Reichskristallnacht“ im November 1938 findet auch in Wesel statt. Die Synagoge brennt, Geschäfte werden geplündert und demoliert, Juden werden auf offener Straße misshandelt.

Zerstörtes Wesel, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Der zweite Weltkrieg trifft die Stadt mit voller Härte. Seine in diesem Fall ungünstige Lage lässt Wesel zum bevorzugten Ziel alliierter Luftangriffe werden. In den letzten Tagen des Krieges im Februar / März des Jahres 1945 wird Wesel vernichtend getroffen. Über 90% der Bebauung ist zerstört.

Nach anfänglichem Schock beginnen die Weseler Bürger, wie in vielen anderen zerstörten deutschen Städte, mit dem Wiederaufbau ihrer Stadt. Die Straßen werden freigeräumt.

Verkehr 1950er Jahre; Quell: Stadtarchiv Wesel
Schulunterricht 1950er Jahre;
Quell: Stadtarchiv Wesel

Die Schulen öffnen wieder.

Die Verkehrsverbindungen zum Ruhrgebiet und zur linken Rheinseite werden wieder hergestellt. Eine Behelfsbrücke, die Montgomery – Brücke, wird 1946 eingeweiht.

Wiederaufbau: Quelle: Stadtarchiv Wesel

Trümmer werden beseitigt, neue Wohnungen gebaut. Dem Baustoffmangel begegnet man mit der Gründung einer Trümmeraufbereitungs-GmbH. Zur Durchführung des Generalbebauungsplanes wird ein Umlegungsplan erstellt, der die Neuordnung der Grundstücke regelt.

Quelle: Stadtarchiv Wesel

Die Währungsreform von 1948 normalisiert die Lage zusätzlich.

Die Ernährungslage verbesserte sich, Baumaterialien waren wieder verfügbar und der Wohnungsbau kam in Schwung.

Wiederaufbau, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Aber auch der Wiederaufbau öffentlicher Gebäude wurde in Angriff genommen. So wird 1947 der Dombauverein gegründet. Seine Mitglieder kümmern sich in den nächsten Jahrzehnten um den Aufbau der Willibrordi-Kirche.

Ab 1950 wird ein neues Rathaus an der Stelle der zerstörten Mathenakirche errichtet.

1. Nachkriegsrathaus, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Zwei Jahre später entsteht die erste Städtepartnerschaft mit Hagerstown in den USA . Weitere werden folgen.

1957 kann auch der erste Bauabschnitt des Rhein-Lippe Hafens in Betrieb genommen.

Zur gleichen Zeit wird das neue Bühnenhaus gebaut.

In Wesel geht es zügig voran.

Mitte der 1960er Jahre bezieht der Kommandeur des Verteidigungskreises 322 (Kreis Rees, Moers, Geldern und Kleve) seine Diensträume in der Reitzenstein-Kaserne an der Friedensstraße. Das "Raketenbataillon 150" bezieht die Schill - Kaserne. Wesel ist wieder Garnisonsstadt.

1969 erfolgt die kommunale Neuordnung. In einem ersten Schritt kommen die Ge­meinden Obrighoven-Lackhausen und Flüren zu Wesel.

1975 folgen u.a. die Gemeinden Bislich, Diersfort und Büderich. Das Stadtgebiet von Wesel hat sich damit versechsfacht.

Die Planung für neue Wohn- und Gewerbegebiete konnte beginnen.

Wesel bekommt 1974 sein 4. Rathaus, diesmal am Kornmarkt. Hier standen bis 1945 die Johanniterkomturei und das Herzogenschloss. Das Nachkriegsrathaus muss einem Kaufhausneubau weichen.

Weseler Fußgängerzone,
Qulle Dießenbacher Informationsmedien

Eine weitere Erneuerung wird eingeführt. Wesel bekommt 1976 seine erste Fußgängerzone.

Zwei Jahre später erhält der Willibrordi-Dom seine neue Turmhaube.

1990 wird das neue Aue-Stadion eingeweiht und mit der Aufbringung des Chor-Reiters vier Jahre später endet der Wiederaufbau des Willibrordi-Doms.

Ein weiteres Großprojekt findet 2010 seinen Abschluss. Die neue Rheinbrücke wird in Betrieb genommen.

Das 20. Jahrhundert hat Wesel ein neues Gesicht gegeben. Die Beendigung der Festungszeit und die verheerenden Zerstörungen des 2. Weltkriegs haben der Stadt die Möglichkeit gegeben, sich in den letzten 70 Jahren stetig weiter zu entwickeln.

Wesel heute, Großer Markt, Quelle: Dießenbacher Informationsmedien

Der Start ins neue Jahrtausend ist geglückt.