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Militär

Bedingt durch ihre geografische Lage und die wirtschaft­liche Bedeutung gelangte die Stadt über einen Zeitraum von 300 Jahren unter militärischen Einfluss.

Haupttor der Zitadelle, Quelle: Foto Joachim Knaup

Spanier, Niederländer, Brandenburger, Franzosen und Preußen, sie alle hinterließen ihre Spuren und bestimmten damit die weitere Entwicklung der Stadt.

Da waren auf der einen Seite die baulichen Veränderungen. Jeder Besatzer baute nach den neusten militärischen Erkenntnissen die Festungsanlagen um, ergänzte oder veränderte Befestigungselemente oder riss sie wieder ein. Die Einschnürung der Stadt verhinderte ihre weitere Ausdehnung und wirtschaftliche Entwicklung.

Auf der anderen Seite hatte jede Besetzung der Stadt auch Folgen für die Einwohner. Als 1614 die katholischen Spanier Wesel einnahmen, genauer gesagt von den Weselern übergeben bekamen, regelte ein Vertrag die Bedingungen für die Unterbringung und Verpflegung für ca. 1000 Soldaten, die Religionsfreiheit und eine unbehelligte Ein-und Ausreise. Die Realität sah allerdings schon nach kurzer Zeit eine Verdoppelung der Besatzung vor. Auch kam es in der Zeit der Besatzung zu einer gewaltsamen Rekatholisierung. Katholiken wurden bevorzugt und die Zeremonien wie Fronleichnamsprozessionen mit großem Prunk wieder eingeführt. Lutheraner und Calvinisten bedrängte man bei ihren Gottesdiensten.

1629 befreien die Niederländer die Stadt. Jetzt werden die Klöster, die Katholiken und Juden drangsaliert. Die Rekatholisierung werden rückgängig gemacht. Aber auch für die Unterbringung und Verpflegung der niederländischen Besatzungen müssen die Weseler Bürger aufkommen. Eine Wachordnung soll mögliche Konflikte von vornherein vermeiden. Viele der Besatzer ließen ihren Familienanhang nach Wesel nachkommen und pflegten ein Familienleben.

1806 kommen die Franzosen. Sie führen in Wesel ihre zentralistische Administration und Gesetzgebung ein. Wesel verliert seine innere Selbstständigkeit.

Herzogenschloss Kommandantur
Quelle: Stadtarchiv Wesel

Mit dem Ausbau der Festung im 18. Jahrhundert unter den Preußen wurde Wesel auch Garnisonsstadt.

Die rechtliche Gemeindeverfassung der Franzosen blieb bestehen, in Teilgebieten ergänzt durch preußische Regelungen.

Bis zu 5000 Mann Besatzung hatte die Festung in dieser Zeit. Gebraucht würden aber 20.000 Soldaten, um diese Festung zu betreiben. Das führte zur Reduzierung der Befestigungsanlage bis auf die Zitadelle und die vorgelagerten Außenforts zur Sicherung der Brücken. Im ersten Weltkrieg kam ihr nochmals große Bedeutung als Garnisonstadt zu.

Im Jahr 1920 wird die Festung gemäß Versailler Vertrages geschliffen.

Die günstige militärische Lage als Brückenkopf im 2. Weltkrieg beschert Wesel noch einmal ein trauriges Schicksal. Im Februar/März 1945 wird Wesel bei schweren Bombenangriffen der Alliierten fast vollständig zerstört. Damit endet die militärische Ausrichtung der Stadt.

Wesel kann mit dem Wiederaufbau neu beginnen.