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Am 15. März 1958 eröffnet die Deutsche Bank ihre Filiale am Berliner-Tor-Platz

Seit 1925 gab es nominell eine Filiale der Deutschen Bank in Wesel. Diese hatte damals die Essener Credit-Anstalt, die führende Regionalbank im Ruhrgebiet, übernommen. Die Credit-Anstalt war die Bank für die Schwerindustrie des Ruhrgebietes und hatte seit 1905 durch die Übernahme des alteingesessenen Bankhauses Poppe & Schmölder auch eine Filiale in Wesel am Fischmarkt. 1918 wurde auch die Weseler Bank (vormals Weseler Spar- und Vorschussgesellschaft) übernommen, die in ihrem attraktiven Stammsitz Berliner-Tor-Platz 10 (Ecke Wilhelmstraße/Berliner-Tor-Platz und Bismarckstraße) residierte.

Die Deutsche Bank übernahm 1929 auch die Kölner Privatbank A. Schaaffhausen’scher Bankverein, der in Wesel seit 1904 eine Filiale in Wesel unterhielt. Der Bankverein kaufte damals die Niederrheinische Kreditanstalt, die im Haus Berliner-Tor-Platz 6 untergebracht war und betrieb spätestens 1922 die Filiale im Haus Berliner-Tor-Platz 3, dem Eckhaus Wilhelmstraße gegenüber der Weseler Bank. Beide Häuser wurden im Februar 1945 vollkommen zerstört.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete sich die erwünschte Rückkehr der Deutschen Bank indes als schwierig. Die Deutsche Bank wurde 1948 in zehn Regionalbanken zerschlagen. Für Wesel zuständig war nun die Rheinisch-Westfälische Bank AG mit Sitz in Düsseldorf, die 1952 durch Zusammenlegung der Regionalbanken zu einer der drei Nachfolgebanken wurde und sich 1956 in Deutsche Bank West AG umbenannte.

Die Stadt Wesel bemühte sich seit 1951 um einen Wiederaufbau der Deutschen Bank. Es ging dabei ausschließlich um das Grundstück Berliner-Tor-Platz 3. Das zweite Grundstück scheint veräußert worden zu sein; auf ihm wurde eine 1953 eingeweihte Nebenstelle der Landeszentralbank errichtet. Die Bebauung des verbliebenen Grundstücks indes zog sich hin, weil es den gesetzlichen Vorgaben, hier wurde insbesondere das Wirtschaftsbedürfnis geprüft, nicht entsprach. Die Bank selbst wollte wieder eine Zweigniederlassung in Wesel errichten, behielt sich aber den Zeitpunkt vor. Die Stadt Wesel drängte – auch im Sinne der Weseler Kundschaft, die die Filiale in Duisburg aufsuchen mussten – auf eine rasche Bebauung des Grundstücks und damit die Rückkehr der Großbank, doch die Bankenaufsicht, aber auch die gescheiterte Ansiedlung eines Stahlwerks in der Aue (Klöckner) verzögerten den Neubau der Filiale. Erst 1956 gab es den von der Stadt ersehnten Durchbruch. Baupläne wurden eingereicht und genehmigt und am Ende des Jahres konnte mit den Erdarbeiten begonnen werden.

Gebaut wurde ein viergeschossiges Haus, das durch größere Etagenhöhen genauso hoch war wie die beiden benachbarten Häuser in der Friedrich- bzw. Wilhelmstraße. Die Geschäftsräume der Bank befanden sich im Erdgeschoss und im ersten Stock. Die beiden oberen Geschosse enthielten Wohnungen, unter anderem für Bankangestellte. Wie die beiden Nachbargebäude auch erhielt das Haus eine Klinkerverkleidung. Alle Fenster und der Eingangsbereich im Erdgeschoss wurden mit Naturstein gefasst.

Die Eröffnung des Neubaus fand am 15. März 1958, einem Samstag, statt. Die geladenen Gäste, darunter die Spitzen von Kreis und Stadt, begrüßten überschwänglich nach 13 Jahren Abstinenz die Rückkehr des „verlorenen Sohnes“ Deutsche Bank.

(Autor: Dr. Martin Wilhelm Roelen)

Abbildung: Die Weseler Bank (rechts) vor dem Ersten Weltkrieg, links noch das Hotel zur Post, später A. Schaaffhausen’scher Bankverein (StAW O1a 2-5-23-5_01)