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Geschichtssplitter

Eine Grablege für den Herzog

karthaeuser
Karthäuser Kloster, Quelle Dießenbacher Informationsmedien

Zu Gott beten sollen sie für ihn, seine Familie und sein Herzogtum. Adolf I. von Kleve ist 1417 gerade erst zum Herzog erhöht worden, als er auf der Insel „op ter Graven“ im Kirchspiel Büderich bei Wesel eine Kartause, ein Kloster für den Kartäuser Orden, erbauen lässt. Geweiht zu Ehren der Mutter Gottes, der Himmelskönigin. Er ist Alleininvestor, wie man heute sagen würde. Er bezahlt das Kloster aus eigener Tasche, ohne die zu dieser Zeit üblichen finanziellen Beteiligungen von reichen Einzelbürgern oder der Stadt.

Die Kartause sollte das Hauskloster des klevischen Herzogs werden. Und was liegt näher, als dieses Kloster auch zur Grablege es Herzogs zu machen, was 1448 dann auch geschieht. Hier ruhen auch seine Gattin, seine Tochter und seine Schwester. 1543 wählt auch die Frau von Herzog Johann III. von Kleve diese Grablege als letzte Ruhestätte. Die gesamte Familie Herzog Adolfs sponsert das Kloster. Dazu gehören auch Stiftungen zur Ausstattung. So kommen ein großer Reliquienschatz, qualitätsvolle Altartafeln und der sogenannte "Herzogenkelch" zusammen.

Leider ist die Kartause nicht nur als reichgeschmücktes Hauskloster und Grablege interessant. Angreifer, in diesem Fall spanische Truppen, nutzen die militärisch günstig gelegene Klosteranlage vor den Toren Wesels seit 1583, um sich dort zu verschanzen. Die Folge ist die Zerstörung der Kartause durch die Weseler Bürger im Jahr 1590. Sie erleidet so dasselbe Schicksal wie Haus Wylaken und das Kloster Oberndorf. Und die Grablege? Die Gebeine haben die Kartäuser rechtzeitig in die Dominikanerkirche überführt. Dort hatten sie vor dem Hochaltar einen Grabkeller errichtet. Eine steinerne Grabplatte erinnert noch heute an diese Grablege des Herzogs und seiner Familie. Man findet sie in der Krypta der Mariä-Himmelfahrtskirche.

Grablege : Quelle : Dießenbacher Informationsmedien

Der Ingenieur des Königs

Portrait Hauptmann von Schoeler, Quelle : Preußen-Museum, NRW

Eigentlich gleich unter drei preußischen Königen hat er seine Spuren in Wesel und im heutigen Ruhrgebiet hinterlassen. Johann Friedrich Wilhelm von Schoeler wurde am 24. Mai 1731 geboren, als Sohn eines fürstlich wittgensteinschen Amtmanns.
Geadelt wird er aber erst 1769, von Friedrich II. von Preußen, in dessen militärischen Diensten er seit Mitte des 18. Jahrhunderts stand.
Nach Zeiten als Kondukteur im Ingenieurkorps zu Wesel, nimmt er am siebenjährigen Krieg teil.
Mit Ingenieurspatent kehrt er 1763 nach Wesel zurück.

Auf sein Anraten wird durch das Rheinknie bei Wesel ein Stichkanal graben, um eine Unterspülung der Zitadelle bei Hochwasser und eine Verlagerung des Rheins zu verhindern.
Auch bei der Schiffbarmachung der Ruhr von 1774 bis 1780 und dem damit verbundenen Bau der 16 Schleusen ist er maßgeblich beteiligt.

Im Jahr 1794 erhält er für die geschickte Verteidigung von Wesel den Orden "Pour le mérite" von Friedrich Wilhelm II. von Preußen.
Er erstellt Karten längs des Rheins von Wesel bis nach Arnheim und Nimwegen.

1805 wird er Kommandant von Wesel, 1806 auch von Hameln.
Den militärischen Aufgaben ist er jedoch mit seinen nun 75 Jahren nicht mehr gewachsen. Eine Kapitulation bringt ihn sogar vor ein Kriegsgericht. Der zunächst verhängten lebenslangen Haft folgt jedoch eine Begnadigung.

Johann Friedrich Wilhelm von Schoeler verstirbt 1817 in Kleve.

Der Ingenieursoffizier der preußischen Könige hat viele Spuren hinterlassen. Bekannt ist er jedoch nur wenigen.

 

 

 

Der „Alte Fritz“ als er noch jung war

Als der Kronprinz Friedrich von Preußen am 12. Aug. 1730 auf der Festung Wesel verweilt, ist sein Aufenthalt dort nicht gerade freiwillig gewählt. Sein Fluchtversuch liegt eine Woche zurück, als er hier auf seinen Vater König Friedrich Wilhelm I. trifft.

Das zerrüttete Verhältnis zwischen Vater und Sohn, entstanden durch die äußerst unterschiedlichen Auffassungen über Friedrichs Lebenswandel und Zukunft und dem daraus resultierenden unerträglichen Druck, hatten den Sohn zur Flucht nach England bewegt. Doch die Aktion wird verraten. Die Flucht misslingt.

Fluchtversuch des Kronprinzen Friedrichs,
Quelle: Stadtarchiv, Wesel

Hier in Wesel kommt es nun zwischen Vater und Sohn zu heftigen Wortwechseln, wobei es sogar zu Handgreiflichkeiten seitens des Vaters gekommen sein soll. Schlimmeres konnte jedoch, so heißt es, durch den Festungskomandanten Generalmajor von der Mosel verhindert werden.

   Kattes Hinrichtung, Quelle:wikimedia.org

In den Folgejahren werden sich Vater und Sohn wieder arrangieren. Sein Freund und Fluchthelfer Leutnant Hans Hermann von Katte wird diesen Fluchtversuch jedoch mit seinen Leben bezahlen. Er wird am 5. Nov. 1730 in Küstrin vor den Augen Friedrichs enthauptet.

Und der „Alte Fritz“ ? Der wird 40 Jahre später die Festung Wesel zurückbauen lassen. Das hatte aber rein militärische Gründe.

 

 

 

Er kaufte Manhatten für 60 Gulden, sagt man.

Eins vorweg: Donald Trump war´s nicht!

Hier ist die Rede von Peter Minuit, einem Sohn der Stadt Wesel. Der sogenannte Hammelmannplan zeigt uns das ungefähre Aussehen der Stadt um 1585. Zu dieser Zeit wird Peter geboren. Sein Vater, Jean Minuit, ein wallonisch-reformierter Glaubensflüchtling, ist seit 1584 Mitglied der Weseler Bürgerschaft. Nach verbrachter Kindheit in Wesel heiratet Peter Minuit im Jahr 1613 eine wohlhabende Kaufmannstochter aus Kleve. Er übernimmt in Wesel Vormundschaften für Kinder, ist 1615 vorübergehend Diamantenschleifer in Utrecht.

In den 1620er-Jahren geht er für die holländische Handels- und Kolonialorganisation „Westindische Compagnie" nach Amerika. Genauer gesagt nach Neu Amsterdam, dem heutigen New York, auf der Halbinsel Manhattan. Dort löst Peter Minuit 1626 den alten Gouverneur ab. Er baut die Kolonie erfolgreich aus.

Griffis Minuit, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Die Legende um ihn besagt, er habe den Indianern 1500 Gulden für die Halbinsel geboten. Er hatte aber nur Papiergeld bei sich, dessen Wert die Indianer nicht bemessen konnten. Daher bot er ihnen Goldmünzen und andere Waren an: im Wert von 60 Gulden. Die Indianer nahmen an. Soweit die Legende. Sie kann aber leider nur unzulänglich belegt werden. So kommt Peter Minuit in den Ruf, das spätere New York gegründet zu haben.

Eine Intrige gegen ihn beendet seine Karriere bei der „Westindische Compagnie". Er geht 1638 nochmal für eine schwedische Compagnie nach Amerika, um dort eine Kolonie aufzubauen. Auch hier kauft er Indianern Land ab. Er gründet dort die Kolonie Neu-Schweden und errichtet das Fort Christina. Daraus entwickelte sich das heutige Wilmington im Bundesstaat Delaware. Im selben Jahr gerät er mit seinem Schiff in einen Hurrikan, den er nicht überlebt.

Und New York? Vielleicht war es mit dem Kauf wirklich so wie man sagt, Peter Minuit war zumindest daran beteiligt. Aber Wilmington im Bundesstaat Delaware hat er nachweislich gegründet.

So oder so. Er ist ein großer Sohn der Stadt Wesel.

 

 

 

Die 11 Schillschen Offiziere

Nach Wesel kamen sie, um ihr Leben zu lassen. Aber nicht auf einem glorreichen Schlachtfeld. Vom französischen Militärgericht zum Tode verurteilt, wurden sie am 16.09.1809 in den Lippewiesen erschossen. Drei von ihnen waren noch nicht einmal 20 Jahre alt. Seit 1835 erinnert ein Denkmal an dieser Stelle an ihr Schicksal.

Schilddenkmal in der Lippe-Wiese, Wesel, Quelle: Dießenbacher Informationsmedien

Die schillschen Offiziere, allesamt im Rang eines Leutnants, dienten im Freikorps des preußischen Majors Ferdinand von Schill.

Es ist die Zeit eines neu aufkommenden Nationalbewußtseins. Man will sich von der Fremdherrschaft Napoleons befreien. Neben der regulären preußischen Armee bilden sich unabhängige Freikorps, kleine militärische Einheiten.

So will auch Major Ferdinand von Schill, beliebter Kriegsheld der Schlacht bei Jena, mit seinen Schillschen Jägern durch gezielte Kampfhandlungen die preußische Bevölkerung zum Aufstand gegen Napoleon Bonaparte bewegen. Doch die Unterstützung bleibt aus. Anfangs noch erfolgreich, kommt es in Stralsund zu einer katastrophalen Niederlage. Major Ferdinand von Schill fällt im Straßenkampf. Sein Kopf wird dem Bruder von Napoleon, König Jerome, als Trophäe überreicht. Seine Offiziere und Mannschaften gehen, soweit sie überlebt haben, in Gefangenschaft.

Verkündigung des Todesurteils an die 11 Schillischen Offiziere,
Quelle: Preußen-Museum, NRW

Von den Unteroffiziern werden 14 ausgelost und in Braunschweig erschossen. Elf seiner Offiziere werden nach Wesel verbracht. Die seit einem Jahr unter französischer Besatzung stehende Festung wird zum Schauplatz ihres Prozesses. In den Kasematten der Zitadelle verbringen sie ihre letzten Tage. Mit reger Anteilnahme müssen die Weseler Bürger mit ansehen, wie die Schillschen Offiziere zum Tode verurteilt werden. Nach der Urteilsverkündung erlaubt man ihnen, noch einen privaten Brief zu schreiben. Dann erfolgt die Erschießung in den Lippewiesen.

Aufrecht sollen sie gestorben sein, für Ruhm, Ehre, Vaterland und den peußischen König.

In Zeiten der Befreiungskriege braucht das Land heldenhafte Patrioten. Auch wenn der Blick auf sie, der Zeit geschuldet, oft verklärt erscheint. So bleibt das Schicksal der Schillschen Offiziere doch eng mit der Stadt Wesel und ihrer wechselvollen Geschichte verbunden.

 

 

 

 

Der Mann der wusste, wie man´s schreibt.

Wer kennt ihn nicht, den Duden. Das Rechtschreibwörterbuch wurde am 7. Juli 1880 zum ersten Mal herausgegeben. „Duden, orthographisches Wörterbuch" hieß es damals. Sieben Jahre später gab es schon die dritte Auflage. Seitdem können wir nachschlagen, heute auch „online“, welche Bedeutung Wörter haben, wie man sie richtig schreibt oder ihre Silben trennt. Und das einheitlich für ganz Deutschland. Ohne Diskussion, denn: Der Duden hat immer recht. Er war sogar von 1955 bis zur Rechtschreibreform 1996 maßgebend für die amtliche Rechtschreibung. Das war nicht immer so. Zur Zeit, da das heutige Deutschland noch aus vielen Kleinstaaten bestand, gab es nicht nur verschiedene Währungen, Längen- und Gewichtseinheiten. Jeder Kleinstaat schrieb auch wie er wollte. Ein Mann hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die deutsche Schreibweise zu vereinheitlichen.

Konrad Duden 1829-1911
Quelle: Wikipedia.org

Und dieser Mann war Konrad Duden, der dem Rechtschreibwörterbuch auch seinen Namen gab. Ein Kind unserer Stadt Wesel. Also, genaugenommen aus Lackhausen, wo er am 3. Januar 1829 geboren wurde. Sein Abitur hat er aber 1846 an einem Weseler Gymnasium gemacht, das natürlich heute auch seinen Namen trägt: das Konrad-Duden-Gymnasium.

Zum Studieren ging er dann nach Bonn, wo er Germanistik und Philosophie belegte. Und wie zu dieser Zeit nicht unüblich, war er auch in einer dieser Studentenverbindung, der „Germania Bonn“. Abgeschlossen hat er das Studium aber nicht. Vermutlich aus finanziellen Gründen. Stattdessen wird er Hauslehrer u.a. in Frankfurt a. M.. Mit einer Sondergenehmigung auf Grund der Hauslehrertätigkeiten holt er 1854 sein Staatsexamen nach und macht seinen Doktor an der Marburger Universität. Seine Referendarzeit verbringt er in Soest und Genua, wo er auch seine Frau kennenlernt. 1861 wird geheiratet. Sieben Kinder wird das Paar haben. Einige bedeutende Nachkommen werden darunter sein: Sohn Paul Duden, Chemiker oder Enkel Konrad Duden, Wirtschaftsjurist und Rechtslehrer.

Ab 1869 beginnt er in Schleiz mit der Erstellung der Regeln für sein Wörterbuch. Hier trafen zu dieser Zeit der fränkische, der sächsische und der thüringische Dialekt aufeinander. So entstand die Idee einer einheitlichen Rechtschreibung. Während seiner Zeit als Direktor des königlichen Gymnasiums in Hersfeld wird 1880 sein Lebenswerk veröffentlicht. Den Lebensabend verbringt er in Sonnenberg bei Wiesbaden, wo er am 1. August 1911 auch stirbt. Begraben wird er auf eigenen Wunsch allerdings in Bad Hersfeld. Und Wesel? Hier hat alles begonnen. Hier hat er das Licht der Welt erblickt und seine ersten schulischen Erfolge gefeiert. Von hier zog er aus, Bedeutendes zu leisten. Konrad Duden ist eben ein Sohn Wesels.