8. - 12. Jahrhundert n. Chr.
Die Römer sind schon vor langer Zeit abgezogen. Das aufstrebende Volk der Franken nutzt jetzt das Gebiet entlang des Rheins als Aufmarschgebiet gegen die Sachsen. Im Bereich des heutigen städtischen Zentrums von Wesel lag zu dieser Zeit wohl auch schon ein fränkischer Gutshof. Woher wir das wissen?
Es gibt frühe Zeugnisse, die auf die Schenkung eines solchen fränkischen Gutshofs durch Karl Martell an das Kloster Echternach in der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts schließen lassen. Das dieses Kloster weit entfernt im heutigen Luxemburg lag, war damals nichts Ungewöhliches. Es war seit 751 königliche Abtei der Karolinger, der fränkischen Herrscherfamilie. Solche Schenkungen dienten dazu, dem Kloster weitere Einkunftsquellen zu sichern und mussten deshalb ja nicht unbedingt nebenan liegen.
Von der Schenkung wissen wir eigentlich nur aus zweiter Hand. Von einer Urkunde König Heinrichs IV. um 1065, die das Kloster vorlegte, um das Schenkungsobjekt wieder zu bekommen. Es war nämlich zwischenzeitlich an die Herzöge von Niederlothringen gegangen. Doch in dieser Urkunde war nicht von der Rückgabe eines Gutshofes, sondern von einer Kirche die Rede. Und seit dem 8. Jahrhundert gab es wohl auch schon eine kleine Holzkirche im Bereich es heutigen Großen Marktes. Das belegen die Funde einer Grabung unter dem heutigen Dom. Und so bekam das Kloster Echternach nicht das zurück, was Karl Martell wahrscheinlich geschenkt hatte, sondern das, was das Kloster haben wollte.
Der fränkische Gutshof und die Kirche waren dann wohl auch der Ausgangspunkt für die Entstehung der späteren Stadt Wesel. Aber das mit der Stadt dauerte dann doch noch ein paar Jahrhunderte.
1065 spricht man dann in einem königlichen Diplom schon von einer „Villa Wesele“, einer vorstädtischen Marktsiedlung namens Wesel. An der Stelle der Holzkirche steht jetzt ein steinerner Saalbau. Immer mehr Händler und Handwerker siedeln sich an. Noch heute zeigen Straßennamen im Stadtplan ziemlich genau, wo sie sich vor fast tausend Jahren niedergelassen haben.