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RWE - Wie der Strom nach Wesel kam.

Montagetrupp im Raum Wesel, 1911
Quelle: RWE

Im April 1898 beginnt die Erfolgsgeschichte der „Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks AG“ in Essen. Die „RWE“, wie man sie vor kurzen noch nannte, soll die Versorgung der Stadt mit Elektrizität gewährleisten. Der Großindustrielle Stinnes ist an der Gründung der AG entscheidend beteiligt. Das erste Kraftwerk entsteht neben seiner Zeche „Victoria Mathias“. Stinnes liefert dem Kraftwerk Dampf statt Kohle und umgeht so die Preise des damaligen Kohle-Kartells. Dadurch ist die „RWE“ in der Lage, ihren Strom günstiger als andere anzubieten. Sieben Jahre später zählen u.a. auch der Ruhrorter Hafen und die Gemeinde Hamborn zu den Kunden. Beliefert wird weiterhin vom Standort Essen. Der Siegeszug des Stroms setzt sich in den nächsten hundert Jahren weit über die Grenzen der Stadt Essen fort.

RWE-Kraftwerk, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Immer mehr Strom-Lieferverträge mit Kreisen und Städten am Niederrhein führten zur Gründung der „Weseler Niederlassung“. Für die Versorgung musste ein neues Kraftwerk gebaut werden. Der Weseler Stadtteil Obrighoven bot sich als Standort an. Hier hatte man Platz und konnte das Wasser der Lippe zur Kühlung verwenden. Eine nahe gelegene Bahnverbindung war auch vorhanden. 1910 wurde in der heutigen RWE Straße mit den Bau begonnen und schon ein Jahr später ging das Kraftwerk, ein Dampfkraftwerk, in Betrieb.

Wie zu dieser Zeit üblich, waren die Gebäude in einem historisierenden Baustil gehalten.

Der 100 m hohe Schornstein wurde zum weithin sichtbaren Wahrzeichen am Niederrhein. Um so mehr, da er eine auffällige Besonderheit aufwies. Auf halber Höhe umringte ihn ein grüner Wasserbehälter. So sparte man sich einen separaten Wasserturm. Das Kraftwerk wurde 1946 endgültig stillgelegt. Der Schornstein stand noch bis 1975. Dann wurde er gesprengt.

Kreisbahn Wesel-Rees-Emmerich, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Stinnes war auch beim Bau von Straßenbahnen aktiv. Die „RWE“ wurde jetzt auch Bahnunternehmer. Überlandbahnen wie die Strecke Kleve-Emmerich oder Kleinbahnen wie die Verbindung Wesel-Rees entstanden. Die „RWE“ betrieb sogar ab 1911 für 30 Jahre die Rheinfähre "Emmerich".

Das Straßenbild ist 1913 geprägt von der Stromkabelverlegung: Offene Straßengräben, Aufstellung von Straßenlaternen und Strommasten.

1913 wird aber auch ein neues „RWE“-Verwaltungsgebäude gebraucht. Es entsteht an der Viktoria Straße in Wesel.

RWE-Verwaltungsgebäude an der Viktoriastraße, Quelle: Stadtarchiv Wesel

Die Zeit zwischen den Weltkriegen bringt Einschränkungen beim Ausbau der Elektrizität mit sich. Kohlemangel und eine irrationale Inflation kommen dazu. Der Grundpreis für eine Kilowattstunde Strom liegt 1923 bei 530 Millionen Mark.

Ab 1925 geht es wieder leicht bergauf. In Wesel entsteht beim Kraftwerk das neue Umspannwerk für 110.000 Volt. Vier Jahre später ein Weiteres für 220.000 Volt. Mit der neuen Spannungsebene ist ein verlustarmer Stromtransport auch über weite Strecken möglich.

1932 wird das Kraftwerk stillgelegt. Es ist unrentabel. Vier Jahre später brauchen die Nationalsozialisten allerdings wieder Strom für ihre energieintensive Aufrüstung. Nach Rentabilität wird jetzt nicht gefragt.

Den 2. Weltkrieg übersteht das Kraftwerk relativ gut. Die Stromproduktion kann wieder anlaufen. Eine Gasexplosion 1946, bei der fünf Männer ums Leben kommen, bedeutet für das Kraftwerk aber das endgültige Aus. In Obrighoven bleiben nur noch die Umspannanlagen. Für das Stromnetz stellt der Standort aber immer noch einen wichtigen Knotenpunkt da.

Beratungsstelle bei Nacht nach 1954; Quelle. RWE

Die Gebäude auf dem Gelände der Umspannanlage werden teilweise anderweitig genutzt. So entsteht hier 1952 eine Werkstatt für Großtransformatoren und ein Großgerätesammellager. Obwohl das Verwaltungsgebäude und das Leitungsnetz bei der Bombardierung in den letzten Kriegstagen gelitten haben, schafft man es bis 1950, von Wesel aus das Netz wieder herzustellen. Der Niederrhein hat wieder Strom. Im selben Jahr entsteht auch das neue Verwaltungsgebäude. Natürlich an der Viktoria Straße, am alten Standort.

Anfang der 1970er-Jahre werden die alten Gebäude des Kraftwerks abgerissen. Die Werkstatt und das Sammellager erhalten neue Gebäude. Statt des Schornsteins gibt es jetzt einen Richtfunkturm als neue Landmarke. 2016 wird der Richtfunkturm nicht mehr benötigt, so dass der Turm demontiert wird.

Mit Beginn der 1990er Jahre hält auch die Digitaltechnik Einzug. Die alte Schaltwarte wird durch eine neue Netzsteuerstelle mit digitaler Leittechnik ersetzt.

1996 erfolgt dann die Zusammenlegung der Standorte Wesel und Krefeld zur „Regionalversorgung Niederrhein“. Sie erhält ein Jahr später ein neues Verwaltungsgebäude mit Schaltleitung an der Reeser Landstraße. 2015 folgt auch die Netzleitstelle an diesem Standort.

2009 wird die RWE Deutschland gegründet.
2013 entsteht in der Bründer Landstraße das neue Schulungs- und Technikcenter für Hochspannungsgeräte.

Aus Energie wird innogy. Ab dem 01.09.2016 wird aus RWE Deutschland innogy SE.

Seit dem 14.06.1994 besteht am Kornmarkt in der Innenstadt ein Energieladen. Hier können sich die Kunden zu Strom und allgemeinen Energiethemen wie, Energiesparen oder neue Produkte (Smart Home) informieren und beraten lassen.