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Wunder aus Trümmern

Das Frauenbild in den Wirtschaftswunderjahren - Zwischen Fließband und Herd

Das Frauenbild spiegelt sich auch im wirtschaftlichen Wiederaufbau Wesels nach dem Zweiten Weltkrieg wider.

Der Krieg hatte große Einschnitte im Sozialgefüge hinterlassen. Frauen, die durch die nationalsozialistische Ideologie auf die reine Mutterrolle eingeschworen waren, wurden plötzlich in der Industrie oder hinter der Front gebraucht und mussten in Abwesenheit ihrer Partner Familien ernähren.

Dies änderte sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit kaum. Zu den über fünf Millionen gefallenen deutschen Soldaten kamen mehr als zwölf Millionen Männer, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren. Die deutsche Bevölkerung war kurz nach Kriegsende zu über sechzig Prozent weiblich.

Nur wenige Frauen konnten eine fundierte Ausbildung vorweisen, viele waren aus der Not heraus in ungeliebten Anstellungen gefangen. Aber nicht nur deshalb wurden Frauen deutlich schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen: Frauen erzielten in allen Qualifikationsstufen ganz bewusst signifikant niedrigere Einkommen. Eltern sahen für ihre jungen Töchter vor allem die Ehe und das Hausfrauendasein als beste Absicherung. Gesellschaftlich galten arbeitende Frauen zudem nach wie vor als egoistisch, da man unterstellte, sie würden Kinder und Haushalt vernachlässigen.

Die Jahre des Wirtschaftswunders stehen im Westen daher auch für eine erneute Zurückdrängung der Frau aus der Berufswelt in das familiäre Umfeld. Wohlstand und Sorglosigkeit hielten mit den Wirtschaftswunderjahren Einzug in die Gesellschaft. Der wirtschaftliche Aufschwung brachte Konsumgüter, Haushaltsartikel und Autos. Auch die Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft drängten wieder in den Arbeitsmarkt. Da war es gewünscht, dort möglichst wenig Frauen als direkte Konkurrenten vorzufinden. So blieb das konservative Frauenbild zunächst fest im Bewusstsein der Menschen verankert und wurde schon in der Schule gepflegt.

Allerdings wäre die rasante wirtschaftliche Entwicklung nach 1945 ohne arbeitende Frauen niemals möglich gewesen. Mit der Schaffung neuer Stellen stieg auch der Anteil erwerbstätiger Frauen.

Erst die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen Ende der 1960er Jahre führten zu einer Änderung der Geschlechterrollen und der Anerkennung der Leistungen von Frauen in den 1950er/1960er Jahren.

Vom Frauenbild in der Werbung und bei der Mode - Frauengold und Bleistiftrock

An der Vorstellung von Eheglück arbeiteten sich in den 1950er Jahren viele Werbespots des noch neuen Mediums Fernsehen ab. Der Spot der Marke Frauengold z.B. etwa empfiehlt Frauen die Vermeidung einer Auseinandersetzung mit dem Chef oder Ehemann und rät zu einem Schluck Frauengold.

Auch die beliebten Heimatfilme stellten auf naive Weise eine intakte Welt dar, nach der sich viele nach den traumatisierenden Kriegserlebnissen sehnten.

Die frühen 1950er Jahre waren modisch von Gegen-sätzen geprägt: hautenge Bleistiftröcke kontrastierten mit ausladenden Petticoats. Christian Diors „New Look“ war mit wadenlangen, weit ausgestellten Röcken und enganliegende Blusen angesagt.

Das Kostüm wurde zum Evergreen – stark tailliert, mit Schößchen und aufwendigem Revers. Hosen verschwanden fast vollkommen aus den Kleiderschränken der Frauen. Sie wurden nur im Stil von Schauspielerinnen tagsüber aus praktischen Gründen getragen, was (damals) nicht allen gefiel.

Die Mode der 1950er war die Zeit großer Eleganz und Klasse – die Kleidung wurde zum Aushängeschild des finanziellen Status. So galten Hüte als besonders edel und passten farblich zu Handtaschen und Pumps.